Walter Lübcke hat sich gegen die Feinde der Demokratie und gegen die Verrohung der Gesellschaft gestellt und Haltung bewiesen, wo andere schwiegen. Dafür wurde er von einem Anhänger der AfD ermordet.
Das Walter Lübcke Memorial bringt sein Andenken dorthin, wo es gebraucht wird: vor seine eigene Partei. Gedenken heißt nicht zurückblicken. Gedenken heißt: Konsequenzen ziehen. Brandmauern entstehen nicht in Reden. Brandmauern sind keine Worte. Sie sind Taten. Sie sind Orte. Sie sind Menschen. Wir ehren einen CDU-Politiker, der ein Vorbild ist, weit über die CDU hinaus.
»Ich habe in den vergangenen Monaten oft an Walter Lübcke gedacht. Er kam mir immer wieder in den Sinn, als wir alle die Recherchen zu den Vertreibungsphantasien bei jenem Geheimtreffen in der Potsdamer Villa gelesen haben.
Ich glaube, Walter Lübcke hätte sich gefreut zu sehen, wie hunderttausende Menschen im ganzen Land gemeinsam auf die Straße gegangen sind, um den Rechtsextremen entgegenzutreten. […] Wir bräuchten ihn jetzt hier unter uns.«
»Ich möchte das mit einem Gleichnis verdeutlichen: In den Niederlanden brechen alle hundert Jahre viele Deiche. Die Generation, die die Flut erlebt hat, weiß, wie wichtig es ist, die Deiche zu schützen, und tut auch alles dafür. Für die Enkel sind die Schrecken einer Sturmflut weit weg, sie kennen das nur aus den Geschichtsbüchern. Dann droht die Gefahr, dass die Deiche brechen. So ähnlich ist das mit der Bedrohung für die Demokratie.«
»Wir werden die Freiheit unserer offenen Gesellschaft verteidigen, wir werden nicht nachgeben, und wir werden gewinnen. Das verspreche ich dir, lieber Walter.«
Demokratien werden nicht gestürzt. Sie werden verraten. Der Weg des Faschismus an die Macht führt über die Konservativen. So war es 1933. So könnte es wieder kommen. In der CDU mehren sich die Stimmen, die die Brandmauer zur AfD einreißen wollen. In vielen Städten Brandenburgs und Sachsens stehen die Tore der CDU für Rechtsextremisten sperrangelweit offen. Es gibt keine Machtoption für die AfD ohne CDU.
Wir schaffen einen Platz gegen das Wegsehen, für Haltung und für den Schutz der Demokratie. Gedenken heißt kämpfen. Denn die Geschichte ist eindeutig: Konservative Parteien überleben nur dort, wo sie sich den Extremisten in den Weg stellen, Sympathisanten für extremistische Ansichten aus den eigenen Reihen entfernen und Extremisten von der Macht fernhalten. Walter Lübcke hat nicht geschwiegen. Er hat eine Grenze gezogen. Dafür wurde er ermordet.
Geschichte besteht nicht nur aus Stadtschlössern. Die Gefahr einer faschistischen Machtaushändigung ist heute so real wie nie. Kreise des Konservatismus strecken die Hände nach den Faschisten aus. Sie machen sich Gedanken, ob die AfD nicht doch ein guter Regierungspartner sein könnte. Es gibt eine rote Linie zu Feinden der Demokratie. Der Konservatismus trägt nicht nur die historische Schuld – die Konsequenzen seiner Naivität, Leichtfertigkeit und Machtbesessenheit waren mörderisch. Verfassungsfeinde gilt es zu fürchten.
Und die Geschichte hat uns etwas zu erzählen: Die Toten haben uns etwas zu erzählen. Gedenken heißt Kämpfen. Unsere Zeit ist verantwortlich für das Erinnern. Die Form dieser Erinnerung bestimmt, ob wir die Fähigkeit besitzen, den Abgrund zuzuhalten. Die Macht der Geschichte hängt von unserem Gedenken ab. Handeln wir, ehe es zu spät ist.
Die Bronzeskulptur wurde nach Entwürfen von Mohamed Smith gegossen.
Das Projekt wurde durch den Europäischen Forschungsrat (ERC) im Rahmen des Forschungs- und Innovationsprogramms Horizon 2020 der Europäischen Union gefördert [grant agreement No. 851329 - UrbTerr].