Es war DAS Fanal nach 1945: Während normale Menschen arbeiten, treiben tausende Arbeitnehmer (und Staatsdiener) Ausländer durch Chemnitz, greifen die freie Presse und Polizeibeamte an und grüßen Hitler. – Was sagt eigentlich ihr Chef dazu?
Um das herauszufinden, haben wir über 3 Millionen Bilder von 7.000 Verdächtigen ausgewertet. Das Ziel: den Rechtsextremismus systematisch zu identifizieren und unschädlich zu machen. Mit der »Soko Chemnitz« rollt die größte Entnazifizierungsaktion des Landes seit 1945 an.
Die Bevölkerung ist aufgerufen, Arbeitskollegen, Nachbarn und Bekannte bei der Soko zu denunzieren und Sofort-Bargeld zu kassieren. In überwältigendem Ausmaß wird der Soko Chemnitz bei ihrer Aufklärungsarbeit geholfen. Gemeinsam verbannen wir Problemdeutsche großflächig aus Wirtschaft und öffentlichem Dienst.
»Aktionen, mit denen Menschen kreativ auf eine Veränderung der Verhältnisse hinwirken, hat Joseph Beuys als Kunstform bezeichnet, als soziale Plastik. Mit seiner Intervention ermöglicht das ZPS eine neue Interpretation seiner erklärten Gegenspieler im öffentlichen Raum: Was sich da auf der Straße zeigt und umstürzen will, das ist der Mob als nationalsoziale Plastik.«
»Die linksextreme Gruppe Zentrum für Politische Schönheit ruft dazu auf, Demonstrationsteilnehmer in bester Stasi-Manier zu denunzieren, um deren wirtschaftliche Existenz zu vernichten. Ein Land, in dem so etwas ›Kunst‹ ist und dessen Medien dies sogar noch positiv und unkritisch berichten, ist krank. Die Strafanzeigen sind richtig und notwendig.«
Belohnungen für gesuchte Nazis stockt die Zivilgesellschaft per Paypal auf. Die wichtigste Frage der Nazis an die Polizei (laut Strafanzeige): Ist das Kopfgeld steuerpflichtig?
Bei den Informanten handelt es sich in der Regel nicht um lupenreine Demokraten. Der Nazi-Kumpel verpfeift seinen besten Freund für 100 Euro.
»Also ich finde ja, bei wem der Zeiger auf den Fahndungsseiten der Soko Chemnitz NICHT komplett nach rechts ausschlägt, sollte nochmal ernsthaft in sich gehen und über sein mangelndes Engagement nachdenken!«
»Die Stasi macht jetzt auf Kunst!«
»Das sind keine Künstler. Das sind linke Anarchisten, die unter dem Mäntelchen der Kunstfreiheit glauben, ihre politischen Spielchen betreiben zu können. Hier ist der Staat gefragt, sofern er noch handlungsfähig ist.«
»Es ist soweit: der politische Gegner ruft zur Denunziation, zur Verfolgung auf und will ›Kopfgelder‹ für Informationen auszahlen! (…) Für die Lügenpresse unseres Landes sind die Urheber natürlich AKTIVISTEN.«
Ende August 2018 erschüttert Chemnitz die Nation: in der drittgrößten Stadt Ostdeutschlands ereignen sich bürgerkriegsähnliche Unruhen. Hunderte Mitglieder der rechtsextremen Szene laufen Seite an Seite mit Bundestags-, Landtagsabgeordneten und ihren Mitarbeiterstäben durch die Stadt, skandieren menschen- und verfassungsverachtende Parolen (»Wir sind die Fans – Adolf Hitler Hooligans«), greifen Journalisten an und hetzen – völlig unbehelligt von der Polizei – Menschen durch die Stadt. Die rechte Szene inszeniert eine Großgeste der Dominanz und Macht und stellt den Faschismus offen gegen die Demokratie zur Schau.
Wer bei diesen bürgerkriegsähnlichen Unruhen mitläuft, will gesehen werden. Wir finden: die offene Gesellschaft hat ein Recht darauf, ihre Feinde zu kennen, wenn sie sich nicht mehr verstecken.
Chemnitz ist der Brandbeschleuniger und die staatlichen Beschwichtigungen eine einzige Ermutigung für die rechte Szene. Den von strammen Nationalsozialisten befallenen Unternehmen bieten wir daher einen ganz besonderen Service: Wer wissen möchte, ob ein Bewerber oder Mitarbeiter für den Rechtsextremismus »demonstrierte«, ist bei uns genau richtig.
Arbeitgeber, die einen konkreten Verdacht hegen, können ein Foto ihres Mitarbeiters in unser System (»Aris«) laden. Aris ist eine noch nie dagewesene technische Lösung zur Gesichtserkennung. Jedes Bild wird mit über drei Millionen Gesichtern abgeglichen und meldet innerhalb von Sekunden, ob die betreffende Person in Chemnitz war – passende Bilder von den Ausschreitungen inklusive.
Aus rechtlichen Gründen ist Aris nicht mehr online.
Gesichtsbild (Profil-, Pass- oder Familienfoto) hochladen.
Aris gleicht das Gesicht mit der Nazi-Datenbank ab.
Mitarbeiter gefunden? Für den Fall gab es ein breites Angebot für Arbeitgeber.
- Richtig guter Name
- Nazi-Detektor- Erstaunliche Präzision: erkennt Stimmungen, Alter und weitere Merkmale mit fast hundertprozentiger Genauigkeit und arbeitet ähnlich genau wie das menschliche Auge unserer Recherchekräfte
- Gruselig
- Dass Höcke alt und zornig ist, wussten wir auch so
- Wir sind für ein Verbot des Einsatzes solcher Technologien
Ein Blick in die Geschichte. Den Alliierten stellt sich nach dem Zweiten Weltkrieg die Frage: Wie kann eine ideologisch kontaminierte Bevölkerung in eine demokratische Öffentlichkeit überführt werden. Zwei Dinge waren dabei entscheidend: [1.] Hauptagitatoren identifizieren und ächten. [2.] Jeden wirtschaftlichen Erfolg an die Demokratisierung und ein Bekenntnis zur Verfassung koppeln.
Eine Schlüsselrolle in der Entnazifizierung spielt deshalb auch heute die deutsche Wirtschaft. Unternehmen halten sich in gesellschaftlichen Fragen zwar gerne zurück. Dabei besitzen sie den größten Einfluss auf den Rechtsextremismus. Wenn die Demokratie zerfällt, ist auch der Wirtschaftsstandort bedroht. Wer das Grundgesetz verteidigt, gibt Nazis keine Arbeit (und damit gesellschaftliche Anerkennung). Wir brauchen deshalb eine Zero-Tolerance-Strategie.
Ihr Unternehmen will unsere Arbeitsrechtler damit beauftragen, einen demokratiefeindlichen Feigling rauszuschmeissen? Stellen Sie uns einfach eine Vollmacht zur gerichtsfesten Entlassung aus.
Sie brauchen eine juristisch wasserdichte Kündigung für einen Hitler-Bewunderer in Ihrer Firma? Es gibt zwei Formen des Kündigungsschreibens für private Unternehmen: die Kündigung aufgrund charakterlicher Eignung und die Kündigung wegen Rufschädigung.
Sind Sie eine staatliche Behörde und haben einen totalitätsversessenen Versager verbeamtet? Für Beamte gilt die besondere Treuepflicht gegenüber dem Staat. Die berufungsfähigen Gerichtsurteile zur Zulässigkeit von Kündigungen im öffentlichen Dienst lauten: VG Aachen | BVerG | ArbG Mannheim | RDG Baden-Württemberg. Alle als ZIP-Datei.
Wer sein Unternehmen zur Verfassungstreue verpflichten möchte (Unternehmenskultur braucht Haltung), der findet hier einen Vorschlag für eine freiwillige Selbstverpflichtungserklärung (Code of Conduct), die die eigenen Mitarbeiter nur zu unterschreiben brauchen.
Die Soko Chemnitz ist auch in Chemnitz selbst präsent: im Recherchebüro Ost im Rosenhof 23 wird ausgiebig recherchiert. Allerdings nur, bis die Polizei kommt und alles beschlagnahmt. Im Osten ist die Bekämpfung von Nazis nicht gerne gesehen.
»Scheiben einwerfen! Und Bilder raus holen, kann doch nicht so schwer sein.«
»20-30 vermummte Personen mit Steinen bewaffnet in Richtung Brühl. Gaststätte Schalom.«
»Linksversifftes kriminelles Dr***sP++k,ICH werde euch das Handwerk legen..auf die EINE und auf die ANDERE Art.«
»In Chemnitz hat ein 'Laden' eröffnet, welcher dadrauf abzielt Demonstrationsteilnehmer zu denunzieren und diese möglichst arbeitslos zu machen. Dies können wir nicht dulden! Wer sein Gesicht unter der Adresse >>soko-chemnitz.de<< findet sollte unsere Seite heute im Auge behalten, wir sind grade dabei alle rechtlichen Möglichkeiten zu prüfen und werden dann die weiteren Schritte hier mitteilen.«
»In Frankreich brennt die Strasse und hier bekommt man es nichtmal auf die Kette, nen Stein durch ne verfickte Scheibe zuwerfen.«
»Dem linken Dreck gehören mal ordentlich die Falten aus dem Sack gebügelt und zwar jedem der greifbar ist.«
Kein Schutz, sondern Beschlagnahmung: Nachdem sich ein wütender vermummter Mob vor unserem Recherchebüro gebildet hat, müssen wir um unser Team und Inventar fürchten – wegen der Selbstjustiz fanatisierter, besorgniserregender Bürger. Die Polizei trifft zwar ein, aber nicht, um unser Hab und Gut zu schützen oder die braunen Terrorbrüder zu vertreiben, sondern um unsere Büroräume aufzubrechen und sämtliche Gegenstände zu konfiszieren.
Auf Nachfragen kann die sächsische Polizei nicht einmal eine Rechtsgrundlage für ihr Vorgehen nennen. Wörtlich wird uns mitgeteilt, dass: »vielleicht irgendjemand eine Anzeige« erstattet habe, »deshalb sind wir handlungsbefugt«. Die Polizei entscheidet also, dem wütenden Mob (dessen bloße Anwesenheit ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz darstellt) in vorauseilendem Gehorsam Folge zu leisten und unser Büro für sie zu zerlegen. In Sachsen wird also die Wut von Nazis schon über die Kunstfreiheit, Eigentumsrechte und gültige Mietverträge gestellt.
Aus der Medieninformation Nr. 601 (PDF) der Polizei Sachsen
»Eine mögliche strafrechtliche Relevanz der Inhalte und Abbildungen auf der Website sowie die Plakatierung in den Büroräumen wird geprüft. Zur Rede steht der Verstoß gegen das Kunsturhebergesetz beziehungsweise auch Beleidigung. Dabei handelt es sich jedoch jeweils um Antragsdelikte.
Da es überdies in sozialen Netzwerken Aufrufe dazu gab, u.a. Sachbeschädigungen an den Büroräumen im Rosenhof zu verüben, wurde am frühen Nachmittag seitens der Polizei entschieden, die Plakate im Sinne der Gefahrenabwehr zu entfernen und sicherzustellen. Bezüglich der Aufrufe wurden bereits Ermittlungen wegen des Verdachts der öffentlichen Aufforderung zu Straftaten aufgenommen.
Die Nennung der Telefonnummer der Polizeidirektion Chemnitz auf der besagten Website ist nicht autorisiert. Es gibt überdies keinen inhaltlichen Bezug von ›www.soko-chemnitz.de‹ sowie der Plakatierung zu den laufenden Ermittlungen der Gemeinsamen Ermittlungsgruppe ›Centrum‹ (LKA Sachsen/PD Chemnitz) im Zusammenhang mit den Straftaten rund um die zur Rede stehenden Versammlungen. Über die GEG „Centrum“, welche Straftaten im Zusammenhang mit den Demonstrationen in Chemnitz bearbeitet, gibt es nach wie vor die Möglichkeit, Hinweise zu strafbaren Handlungen und handelnden Personen zu geben.«
Stellungnahme der Capka Group
»Wenn sich bewahrheiten sollte, dass auch ein Cabka-Mitarbeiter an den fremdenfeindlichen Aufmärschen in Chemnitz beteiligt war, wären wir darüber schockiert und bestürzt. Ja, wir wären zutiefst bestürzt. Aber wären wir auch überrascht? Ehrlicherweise leider nicht. (...) Aber wollen und müssen wir das dulden? Sicher nicht! Denn bei Cabka stehen wir für Offenheit, Toleranz und Vielfalt. Wir sprechen mehr als 10 Sprachen, haben Standorte in vier Nationen und operieren in mehr als 80 Ländern weltweit. Wir wünschen uns Mitarbeiter, die Unterschiede wertschätzen. Wir wollen Verbindungen schaffen – von Menschen verschiedener Nationalitäten, mit verschiedenen Kulturen und unterschiedlicher sozialer Herkunft. (...) Ihre Aktion fordert uns bei Cabka, wie sicher auch viele andere Arbeitgeber in der Region, heraus. Dafür sind wir dankbar. Denn Sie veranlassen uns, öffentlich Haltung zu zeigen, öffentlich die Frage zu beantworten: Wie gehen wir mit Kollegen um, die sich als Fremdenfeinde verstehen und eine von Hass gegen Andersartige und Andersdenkende durchsetzte Gesinnung kultivieren? Aber welches ist hier das geeignete Mittel? Wir versuchen, aktiv und verantwortungsbewusst mit diesen Mitarbeitern und Mitmenschen umzugehen. Eine öffentliche Denunziation ist für mich persönlich und auch für unser Unternehmen nicht die geeignete Antwort. Was wir auf keinen Fall tun, ist Fremdenfeindlichkeit und Hass stillschweigend hinzunehmen. Denn wir haben eine Verantwortung gegenüber den Menschen in unserem Unternehmen, die sich nicht mit derartigen Ideologien identifizieren, mit diesen aber vielleicht in ihrem Arbeitsalltag konfrontiert werden. Sollten wir nicht versuchen, mit gutem Beispiel voranzugehen und dort, wo es möglich ist, Werte, Ziele und ein tolerantes Miteinander vorzuleben?«
Zum Verständnis: die folgenden Bilder hatte der Mitarbeiter bei Facebook an einem gewöhnlichen Werktag zur Arbeitszeit hochgeladen.
Die Macht der politischen Kunst enthüllt: Die Strafanzeigen gegen die »Soko Chemnitz« lesen sich wie ein eindrückliches Kompendium der Wirkmächtigkeit politischer Kunst. Nicht nur Unternehmen ziehen offenbar ihre Konsequenzen, sondern auch die interessierte Öffentlichkeit an den Rewe-Kassen.
Zahllose direkte Gerichtsverfahren begleiten die Aktion. Nazis überziehen uns mit Klagen. Ein Anwalt teilt uns sogar die höchste Weihe mit, dass sein Mandant nach SOKO Chemnitz:
»
• nicht mehr seinen Beruf als [von uns geschwärzt] mit der gewohnten Konzentriertheit und Sorgfalt nachgehen hat können. Er musste mehrere Pausen machen, um sich zu beruhigen
• er hat wochenlang äußerst schlecht schlafen können und war auch deshalb immer tagsüber nicht ausreichend erholt,
• seine Ehefrau bemerkte diese massive […] Depression des Klägers, weshalb darunter auch die Ehe massiv gelitten hat und zuletzt
• litt der Kläger infolge dieses weltweiten Prangers an heftigen Panikattacken.
«
Wie Nazis ihre eigenen Kameraden verraten, ohne es zu wissen: 6 Monate Gedanken. 3 Monate Recherche, 1 großes Team und am Ende nur eine Frage. Welche Nazis waren das in Chemnitz? Mit 1.552 ermittelten Teilnehmerinnen und Teilnehmern konnten wir zwar einen Großteil identifizieren. Aber eben nicht alle.
Wir fragen uns deshalb: Ist es möglich, das gewonnene Wissen als Fangnetz zu benutzen, um an den verkommenen Rest der Nazis zu kommen? Mit Experten der Gesichtserkennung, künstlichen Intelligenz und Algorithmen verfolgen wir auf der Webseite ein Ziel: Nazis sollen ihr gesamtes Wissen über andere Nazis preisgeben – ohne es zu merken! Und zwar über die Suchfunktion.
Von der Suchfunktion überführt: Das wichtigste Element der Soko-Fahndungsseite kommt ganz unscheinbar daher: die Suchfunktion. Sie ist das versteckte Hauptanliegen. Sie hinterlässt eine Spur der Enthüllungen: Über die Suche verraten stramme Nationalsozialisten im Laufe von nur wenigen Tagen ihr gesamtes Netzwerk an uns. Nach wenigen Tagen ist das gesamte Nazi-Netzwerk bloßgestellt.
Als Honigtopf (bzw. honeypot) wird eine Taktik bezeichnet, die einen Angreifer vom eigentlichen Ziel ablenkt oder in einen Bereich hineinzieht, der ihn sonst nicht interessiert hätte – in Form eines Scheinzieles. Mit einem Honigtopf kann man einen Bären sowohl ablenken, als auch in die Falle locken.
Jedem Besucher der Fahndungsseite wird ein zufälliges Sample aus 20 Profilen pro Kategorie präsentiert. Viele der braunen Mobber benutzen dann sofort die Suchfunktion, um in der Regel den eigenen Namen einzutippen. Die Suchdaten werden von uns mitgeloggt und einer pseudonymisierten Benutzerkennung zugewiesen. Als Nächstes haben mehr als 62 Prozent der relevanten Besuchergruppen unsere Datenbanken nach Familienangehörigen durchforstet, bevor im Schnitt nach 6,72 Freunden oder Bekannten gefahndet wird.
Je nach Anfrage wird beim nächsten Besuch (ja, deshalb spielen wir jeweils nur ein Sample aus 20 Profilen aus und zwingen so zum Reload) ein neues Sample angezeigt. Die Suchanfrage fördert nicht nur jede Menge vollständiger Namen zutage, sondern auch Wahrscheinlichkeitswerte: Wer einen Namen der 1.500 uns bekannten »Demonstranten« eintippt, kennt mit höherer Wahrscheinlichkeit weitere Teilnehmer. Die Datensätze bieten die einmalige Möglichkeit, das »Netzwerk Chemnitz« auszuforschen. Mittels Netzwerkanalyse und Datenvisualisierung können wir Freundeskreise, Knotenpunkte, Mitläufer und Aufenthaltsorte ganz einfach visualisierbar. Die Ausgangssuche wird nach Häufigkeit gewichtet und die angezeigten Samples anhand dieser Daten laufend aktualisiert. Wer öfter gesucht wird, wird auch öfters ausgespielt.
Die Soko Chemnitz übergibt belastende Daten an den Staat: wir leiten den Datenschatz des vollständig ausgewerteten rechtsextremen Netzwerks mit allen relevanten Daten (Namen, IP-Adresse, Suchbegriffe, automatische Gewichtung) für die weiteren Ermittlungen an den Staat (Polizei Sachsen, Bundesinnenministerium und LKA 532 Berlin). Als nicht relevant eingestufte Suchanfragen werden direkt nach der Eingabe wieder gelöscht. Wir liefern den Behörden die entscheidenden Informationen für ihre Ermittlungen.
Eitelkeit im Hass. Zu unserer Überraschung mögen die Nazis unsere öffentlichkeitswirksame Fahndung und zwar vom ersten Tag an. Sie sind derart stolz, von uns identifiziert zu werden, dass sie ihre Soko-Fahndungsbilder in den sozialen Netzwerken als Profilbilder benutzen. Einsicht und Reue – Fehlanzeige. Auch unser Rechtsextremismus-Barometer wird zu einem Werkzeug der Selbstprofilierung. Bei den Identifizierten gilt offenbar: je rechter, desto besser.
Strafvereitelung im Rechtsstaat: Bei den Recherchen stoßen wir massenhaft auf Straftaten. Beispiel Hitlergruß: strafbar in Deutschland. Was wir davon anzeigen, wird von der Staatsanwaltschaft Chemnitz aber nicht verfolgt, sondern eingestellt. Die Begründungen erschüttern jedes Vertrauen in die Staatsanwaltschaft Chemnitz: "Sie habe mit der gezeigten Geste [dem Hitlergruß, Anm. von uns] lediglich weitere Gäste der Feier grüßen wollen."
Was soll die öffentliche Fahndung nach Nazis?
Wir personalisieren das Grauen. Wir geben dem Bösen ein Gesicht. Wir wollen den Rechtsextremismus in Deutschland aus der Anonymität ziehen. Wir helfen den Strafverfolgungsbehörden, die Verbrechen von Chemnitz lückenlos aufzuklären: Wer skandierte »Wir sind die Fans – Adolf-Hitler Hooligans«? Wer hat die Presse eingeschüchtert, gejagt und attackiert? Wer hat Polizisten bedrängt und mit einem einzigen Handschlag zu Boden geworfen?
Chemnitz war ein Anschlag auf die Werte der Aufklärung. In der Ahndung von Chemnitz entscheidet sich die Wehrhaftigkeit der Demokratie. Die Rechten setzen darauf, dass niemand mehr eingreift. Man trifft sie empfindlich, wenn man es doch tut.
Welche Berechtigung gibt es dafür?
Wo der Staat versagt, muss die Zivilgesellschaft aushelfen. Bei der Aufarbeitung von Chemnitz versagte der Staat. Nicht nur politisch, wenn der Ministerpräsident eine städtische Bevölkerung fragt, »ob« man sich darauf einigen könne, dass Hitlergrüße »schon nicht okay« seien. Die Finanzierung der rechten Szene durch den Verfassungsschutz muss enden. Die rechte Szene muss jetzt mit allen Mitteln verfolgt werden. Wir sind im vorletzten Stadium der Machtergreifung. Es hilft nur noch eine Null-Toleranz-Strategie. Durch Duldung fühlen sich Rechtsextreme erst herausgefordert.
Und wenn das Rechtsextreme machen würden?
Die Rechtsextremen machen das seit Jahrzehnten. Allerdings zu einem anderen Zweck. Deren Datensammlung verfolgt vor allem ein Ziel: Das Wegsperren oder sogar Töten von politischen Gegnern nach der Machtübernahme. Der Rechtsextremismus ist weder Teil des demokratischen Diskurses noch ist er gesellschaftsfähig.
Was unterscheidet den AfD-Lehrer-Pranger von der Soko Chemnitz?
In dem AfD-Portal werden verfassungstreue Lehrer denunziert. Beamte haben eine besondere Treuepflicht gegenüber dem Staat. Bei uns werden verfassungsfeindliche Rassisten denunziert. Aber ganz ehrlich: da die stolz auf ihren Rechtsextremismus sind – sie nennen sich »Hoonara« (»Hooligans, Nazis und Rassisten«) und verbreiten ihre Bewunderung für Hitler auf Facebook –, stellen sie sich selbst an den Pranger. Die rechte Szene fühlt sich gut geschützt. Sie verfolgt mit offenem Visier das Ziel eines völkischen, faschistischen Staates.
Aber es bleibt Denunziation?
Denunziation ist ein Begriff, der ohne staatliche Gewalt seinen Sinn verliert. Soko Chemnitz bietet zwar der sächsischen Polizei eine Kooperation an, aber bedauerlicherweise nicht umgekehrt. Kunst verfügt über keine Hausmacht, außer vielleicht die Macht der Phantasie und Doppelbödigkeit. Das ZPS ist kein Staat, der seine Bürger drangsalieren könnte. Wir kämpfen kompromissloser für die Menschenrechte. Aber was oder wen will man bei uns »denunzieren«? Wo ist unsere Zwangsgewalt? »Denunziation« gewinnt ihre schreckliche Bedeutung erst mit der Möglichkeit der Gnadenlosigkeit totalitärer Gewalt.
»Der neue Faschismus wird nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus. Ignazio Silone - Schriftsteller und Sozialist Und es stimmt, Leute wie Ihr seid die wirklichen Faschisten und Nazis. Eigentlich gehört Ihr alle eingesperrt, Schlüssel abziehen und wegwerfen. Billige Denunzianten und ideologiezerfressene Gutmenschen fern jeder Realität.«
»Seid ihr ide neue Gestapo? Eurer Aufruf ist verfassungswidrig und verstösst gegen das Grundgesetz. Demonstrieren stellt keine Straftat der. Wollt ihr Bürger denunzieren die friedlich protestiert haben gegen das Merkel Regime (...)?«
»Ihr Lappen , löffel im arschl !!!!!!!!!!!!! Ihr kennt alle nur nen reibungsloses leben in geregelten Bahnen! !!!!!!!!!!! Wenn mann Realistisch wäre !!!!!!!!!!! Würde man erkennen das so einiges schief läuft in der Gesellschaft! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ihr Gutmenschen ihr !!!! Wenn unrecht zu recht wird dann wird widerstand zur Pflicht! !!!!!!!!!!!! Egal in welcher Form«
»Euch Linken Nazis geht es noch zu gut, aber nicht mehr lange!«
»Der Blitz soll euch Idioten beim scheißen treffen!«
»Größere Schweine als Sie alle kann ich mir nicht vorstellen. Menschlich, politisch, überhaupt.«
»Dieses Gesicht sollten wir uns gut merken. Wer hier die Spaltung der Bevölkerung und damit einen Bürgerkrieg provoziert muß mit aller Härte bestraft werden.«
»Das ist ein schwerwiegender Anschlag auf unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und damit nach meiner Überzeugung eine Angelegenheit, die durch den #Verfassungsschutz geprüft werden muss! #AfD #PoliticalBeauty«
»Also Mein Bild ist nicht dabei,schade 🙁 Und ich war so oft auf Demos in Chemnitz 👋👊 aber ich steh dazu wie tausende andere Patrioten.👊👊«
»Das Zentrum für politische Schönheit ist ein totalitärer Verein der verboten gehört.«
»Dieser massive Angriff auf die Persönlichkeitsrechte hat mit einer ,provokanten Aktion‘, die aber noch von der Kunstfreiheit gedeckt sei, wie es verniedlichend in den Medien und von der Linkspartei kommentiert wird, nichts mehr zu tun. Das sind Stasi-Methoden, die die so genannte ›Künstlergruppe‹ ›Zentrum für Politische Schönheit‹ als das entlarven, was sie ist, nämlich als linksfaschistisch.«
»Sicherlich ist Herr Philipp Ruch ein Provokateur aus der linksextremistischen Szene und damit unantastbar.«
»Es geht hier um Amtsanmaßung, öffentliches Aufwiegeln zur Denunziation und Sachbeschädigung, Volksverhetzung, Datenschutzvergehen und unerlaubtes Verwenden fremden Bildmaterials. Das alles sind keine Provokationen, sondern handfeste Straftaten. Menschen, die solche Dinge tun, sind keine Künstler oder Aktivisten, sondern Kriminelle.«
»Die Politik sollte die gerechtfertigte Härte gegen Rechts genau wie gegen Links, von denen die schlimmsten die sogenannten Aktivisten sind, anwenden. Die SZ könnte da mal Flagge zeigen und die Aktion nicht einfach nur mit einer Provokation und nachfolgender Empörung abtun.«
»Genau das ist der Humus, auf dem das Denunziantentum prächtig gedeiht. Und wo seid denn ihr Datenschützer und aufrechten Demokraten, die ihr euch, anbiedernd beim Mainstream, sonst sofort zu Wort meldet, in diesem Fall?«
»Bei den Idioten ist alles möglich.«
»Das war bei der RAF schon genauso (…).«
»Denksport: Wenn die kriminelle ›Soko Chemnitz‹ des Zentrums für politische Schönheit also Kunst war, kann dann auch ein Mord Kunst sein?«
Die einzige weltweit nur von Björn Höcke anerkannte Terrororganisation. Wir machen für Sie Stress und radikalen Humanismus. Als Kompliz:in leisten Sie einen unschätzbaren Beitrag zur Erregung öffentlicher Unruhe. Sie erhalten nirgends so viel Aufruhr und Dissens für jeden gespendeten Euro wie bei uns.
»Wir brauchen in Chemnitz eine Kunstverbotzone!«
»BÜRGERWEHR!!! BÜRGERWEHR!!! BÜRGERWEHR!!! BÜRGERWEHR!!! BÜRGERWEHR!!! BÜRGERWEHR!!! BÜRGERWEHR!!! BÜRGERWEHR!!! BÜRGERWEHR!!! BÜRGERWEHR!!! BÜRGERWEHR!!! BÜRGERWEHR!!!«
»Völlig unglaubwürdig. Da haben jetzt Hinz und Kunz aus der ganzen Welt nach Leuten gesuchte, ihre Geschwister, Arbeitskollegen usw. in die Suchmasken eingegeben, die nie auf einer Demo waren. Mit diesem datenwust kann kein Mensch etwas anfangen«
»Vielleicht haben die was auf dem Kerbholz. .keine Ahnung. Nur wesentlich schlimmer, dreckiger u d gefährlicher sind SOLCHE DENUNZIANTEN! DAS waren die gleichen Leute die ihre Nachbarn abholen ließen. .WEIL SIE JUDEN WAREN. .heute benennt man ja fast JEDEN als Nazi, Faschos oder sonstwas! MIT SOLCHEN MITBRÜGERN möchte ich noch weniger leben, als mit Neos!«
»Das sog. ZfPS ist ein Diener Zions. (Einer der Geringeren)«
»Die Köpfe der ›Politischen Schönheit‹ werden durch die Bank Bildungsbürger sein, Sprösslinge von Westdeutschen, die massiv vom Globalismus profitierten und weiterhin profitieren.«
»Zentrum für politische Schönheit Genosse Ulbricht wäre stolz gewesen«
»Mit dieser Aktion seid ihr noch ein Stück besser als die Nazis (Jagd auf Juden) oder die Stasiköpfe (jagd auf alle die gegen den Staat waren).
Nichts aus der Geschichte gelernt habt ihr, gar nix!«
»Grösster Bullshit. Willkommen Stasi 2.0«
»Fahnung und anschwärzen beim Chef :D :D sagt mal wie lächerlich seid igr eigentlich unverschämtes drecks Pack«
»Also ich finde ja, beim wem der Zeiger auf den Fahndungsseiten der Soko Chemnitz NICHT komplett nach rechts ausschlägt, sollte nochmal ernsthaft in sich gehen und über sein mangelndes Engagement nachdenken!«
»Ihr seid ja noch schlimmer als damals die Gestapo. Schämt Euch, Ihr habt nichts aus der Geschichte gelernt.«
»Mir ist regelrecht schlecht – ich empfinde die #SokoChemnitz als ganz fürchterlichen Fehlgriff. Selbstjustiz und Denuntiantentum sind für mich mit Diktaturen verknüpft. Vorfahren von mir verloren durch Denuntiation der Nachbarn ihr Leben im KZ. Ist sowas erstrebenswert?«
»Armes Deutschland
Politische Verfolgung nenne ich das. Aber wenn es gegen Rechts geht ist sowas ja in Ordnung oder? Was kommt als nächstes? Umerziehungslager? Politische Neuasrichtung im Namen der ›Linken Gerechtigkeit‹
Mich würde interessieren ob der Autor die gleich Ansicht hätte wenn es um die Antifa handeln würde.
Sicher nicht.«
»Wehret den Anfängen
Nicht das Volk, sondern ordentliche Gerichte urteilen in diesem Land über Menschen. Es kann nicht sein, dass irgendein Pöbel, der sich als ›Künstler‹ versteht, Menschen an den Pranger stellt. So beginnt jedes Terroregime, ob links oder rechts.«
»In Chemnitz hat ein ›Laden‹ eröffnet, welcher dadrauf abzielt Demonstrations- teilnehmer zu denunzieren und diese möglichst arbeitslos zu machen. Dies können wir nicht dulden.«
»Die Personen, die für diese Aktion verantwortlich sind, sind keine Künstler. Sie sind schlichtweg verachtenswert. Daran gibt es nichts zu beschönigen. Wer diesen totalitären und fanatischen Gesinnungsterror noch als Kunst verharmlost, handelt verantwortungslos. Hier muss der Rechtsstaat mit allen Mitteln einschreiten. Wehret den Anfängen!«
»Das ist eindeutig kriminell, was hier passiert.«
»Mit Aktionskunst hat dieses Denunziationsportal nichts zu tun. Es ist die reinste Verleumdung. Das Sachsen-Bashing und die Gesinnungsschnüffelei haben hier einen traurigen Höhepunkt gefunden.«
»Es bedarf keiner weiteren Beweise, dass hier eine perfide Menschenjagd - unter dem Deckmantel der Aktionskunst - stattfindet, deren Ziel die Vernichtung von politisch Andersdenkenden ist. Unterstützt wird die Hetzjagd offensichtlich von der Staatsregierung, da offen das Logo ›So geht Sächsisch‹ verwendet wird. Die Betreiber dieser Seite haben offenbar persönliche Daten im Verborgenen gesammelt, erhoben, die jetzt teilanonymisiert veröffentlicht werden. Das sind menschenverachtende Stasimethoden!«
»Ein Fachmann in der Medienbranche schätzt die Kosten für #SokoChemnutz auf ca. 100.000Euro. Ich glaube ehrlich nicht daran, dass das ›ZentrumfuerpolitischeSchoenheit‹ das aus Spendermittlen finanziert. Wer bezahlt solcherlei ruchloses Denunziatentum?«
»Nur mal zur Info, die Leute vom Zentrum sind bis jetzt aus jeder Aktion sauber raus gekommen und das werden sie diesmal auch. Für die Dummheit mancher Leute, können andere nicht zur Verantwortung gezogen werden, ist einleutend, oder?«
»Deutschland – ein Land voller Kunstexperten, Folksjuristen und Fussballtrainern«
»Scheiße, seid Ihr gut. :-)«
»Einen Ball geworfen und sie haben 1000 Bälle apportiert. Geniale Aktion!«
»Der Bundes- und Landverfassungsschutz sollte mal Kurse bei euch belegen ...«
»Der trojanische Hase…
Ihr musstet noch nicht mal ins innere steigen. Was 1 cooler Move, vong Lässigkeit her.«
»Grandios! Klug! Eaffiniert! Durchdacht! Und immer einer mehr, schneller und schlauer!«
»So sieht politische Schönheit aus. Ziemlich zentral auf die Nase«
»Und wieder einmal ziehe ich den Hut vor dem Zentrum für politische Schönheit für ein weiteres kontroverses Beispiel zivilen Ungehorsams und antifaschistischem Widerstand. You are so beautiful.«
»Bravissimo
Eine sämtliche Bereiche der Gesellschaft blosstellene Kunstaktion. Wunderbar, erschreckend, polarisierend und genau das erzeugend, was Kunst erzeugen soll: Nachdenken«
»Geniestreich ist untertrieben <3
Schöner kann Weihnachten nicht mehr werden«
»DDie SZ schrieb was von ›so wird Hass geschürt‹… Hass bei Nazis schüren? Ehrlich?«
»Faschos zu outen und öffentlich an den Pranger zu stellen ist immer, ich wiederhole, immer richtig. Deshalb vollsten Support für die Aktion von @politicalbeauty, auch wenn ich mit ihrem Wording zum Teil nicht happy bin. #Chemnitz#SokoChemnitz«
»Guten Morgen Nachbarn, das #ZPS zeigt der Gesellschaft den Stinkefinger und schon schäumt der Bürger und der Wutbürger hyperventiliert. Alles richtig gemacht mit #SokoChemnitz s. dazu auch netzpolitik.org/2018/provoktati…«
»Das schönste an den Aktionen von @politicalbeauty ist die Hilflosigkeit des Publikums:
›Das ist Satire!‹
›Nein, Kunst!‹
›Nein, Denuziation! Nazi-Methoden!‹
›Nein, Stalinismus!‹
›Nein, Genialität!‹
›Nein, Aufklärung!‹
Danke für die Möglichkeit, irritiert zu sein!
#SokoChemnitz«
»Ihr habt echt Mut, euch direkt mit den Faschos anzulegen. Mein tiefer Respekt dafür. Von euch sollte man sich mal eine Scheibe abschneiden. Ich wünsche euch, dass diese Leute nun nicht auch offen gewalttätig gegenüber euren öffentlich auftretenden Mitgliedern werden. Fantastische Arbeit!«
»Ich mag das sehr, diese Aktion. Man muss die Arschlöcher mit ihrer eigenen Hetze konfrontieren, bis die wie Rumpelstilzchen im Boden versinken.«
»Ach, das ›ZPS‹ wollte doch nur mal nach dem ›RECHTEN‹ sehen! 😂😂😂«
Spiegel online Gezielte Eskalation
Taz Schon die Kontroverse ist ein Erfolg
Welt am Sonntag Das ist die zivile Form des Schafotts
Taz wanted:Nazis
Nachtkritik Die Jäger jagen?
Potsdamer Neue Nachrichten Tiger & Co - Das Zentrum und seine Anti-Strategien
Monopol Wie weit darf man die Kunstfreiheit strapzieren - They call it a »honeypot«
Neues Deutschland Künstlergruppe fahndet nach Rechtsradikalen
Neues Deutschland Grenzen des Rechtsstaates
Potsdamer Neuste Nachrichten »25 Euro Sofortbargeld« Das Zentrum für politische Schönheit ruft zur Denunziation von Randalieren auf
Der Standard »Müssen uns trauen, intolerant zu sein«
Frankfurter Rundschau »Wo der Staat versagt, muss die Zivilgesellschaft ran«
MDR Die Honeypot-Methode von Soko Chemnitz
»Sie outen jene, die sich gegen Menschenrechte und Demokratie einsetzen. Richtig ist das aus mindestens drei Gründen: Zuallererst ist der Widerstand gegen den Faschismus moralisch geboten. Zweitens trägt das Wissen um potenzielle Nazischläger zum Schutz für jene bei, die sich womöglich unwissentlich in ihrem Umfeld bewegen, als Arbeitskollegen, Nachbarn oder Mitspieler im Fußballclub. Drittens funktioniert der Pranger als öffentliche Ächtung und erfüllt damit einen Beitrag, rechte Ideologie und Umtriebe einzudämmen.«
»Natürlich war das Ganze nicht wirklich ein Aufruf, Rechtsextreme zu ›verpetzen‹. (...) Das ist eine Künstlergruppe, deren Aktionen nie das waren, was sie zunächst behaupteten zu sein. Die Kritik daran ist, dass eine private Gruppe KünstlerInnen in drei Tagen mehr Daten über die rechtsextreme Szene sammeln konnte als der Verfassungsschutz in drei Monaten.«
»Soko-Chemnitz' ist so derb unangenehm, dass man trotz einiger unwillig satirischer Farbspritzer schon gehörig Wut braucht, um sie gebräuchlich zu finden – sie reibt einem ihren protofaschistischen Grundansatz mit Begriffen wie ›Gesinnungskranken‹ recht unverblümt unter die Nase. Was macht diese Wut nun mit einem? Kann man das Falsche tun, um das Richtige zu erreichen.«
»Tabubruch und Grenzüberschreitung sind die Markenzeichen des ZPS, das sich in die große Lücke schiebt, die Künstler wie Joseph Beuys und Christoph Schlingensief hinterlassen haben.«
»Die jüngste Aktion ›Soko Chemnitz‹ des Künstler*innenkollektivs Zentrum für Politische Schönheit (ZPS) legt erneut Hand an die moralischen Grundfesten unserer Gesellschaft und rüttelt kräftig daran.
Aktionen des Zentrums für Politische Schönheit gehen regelmäßig unter die Haut und überschreiten womöglich so manche Schmerzgrenze des guten Geschmacks. Sie zwingen Rezipient*innen jedoch auch, sich zu positionieren, und das ist dringend notwendig angesichts jüngster Ereignisse.«
»Dass Kunst an der einen oder anderen Stelle Grenzen überschreitet oder Gesetze verletzt, das gehört zur Kunst dazu. Es gab auch Zeiten, in denen Nacktheit unter Strafe stand und dennoch wurde es gemacht. Kunst soll provozieren. Ich halte es deshalb für eine künstlerische Aktion, auch wenn sie hart an der Grenze ist.«
»Dass das Zentrum für Politische Schönheit deutsche blinde Flecken ausleuchten und vielsagende Reaktionen provozieren kann, hat es bewiesen.«
»›Honeypot‹ nennt sich sich die Methode, mit der ein Ziel – in diesem Fall Nazis – sowohl abgelenkt als auch in die Falle gelockt werden sollen. Im Fall von ›Soko-Chemnitz‹ scheint die Falle erfolgreich zugeschnappt zu sein.«
»Der Vorwurf der Denunziation läuft ins Leere. Eher könnte man von einem Nazi-Album sprechen, dass sich schließlich über den ›Honeypot‹ selbst ergänzte – ganz abgesehen davon, dass Denunziation den niedrigen Beweggrund voraussetzt, der beim Zentrum nicht gegeben ist.«
»Die ZPS-Aktionen sind fast schon Klassiker der antifaschistischen Ikonografie.
Die Selbststilisierung von Philipp Ruch und seinen Partisanen ist womöglich mehr als nur Pose. Sie sendet eine Botschaft: Antifaschismus ist ein heroischer Akt.«
»Als Kunstaktion hingegen fordert ›Soko Chemnitz‹ die Gesellschaft als Ganze und darin jeden Einzelnen heraus, über den Umgang mit Rechten nachzudenken, weit über Chemnitz hinaus. Was ist eigentlich zu tun, wenn Kollegen oder Mitarbeiter sich rassistisch äußern oder tatsächlich als organisierte Rechte herausstellen? Was bedeutet das tatsächlich, Haltung zu zeigen? Die Aktion provoziert, darüber nachzudenken. Antworten sind dringender denn je.«
»Wie auch immer man zu der Aktion der ›SoKo Chemnitz‹ stehen mag, ein erstes Ziel haben die Künstler bereits erreicht, denn das Thema Rechtsextreme in der Gesellschaft sowie die Aufarbeitung der Aufmärsche in Chemnitz sind wieder ganz oben auf der Tagesordnung.«
»›Soko-Chemnitz‹ illustriert eindringlich die aktuelle Hilflosigkeit im gesellschaftlichen Gegeneinander – und die Notwendigkeit, Phrasen gegen echte Argumente zu tauschen.«
»Auch weil man langsam das Gefühl gewinnen kann, dass der Staat sich um die Grundrechte der Bürger nicht mehr schert, es sei denn, es geht um die der Grundrechten. Da wird weggesehen, vertuscht und mitunter bewusst gar nichts unternommen. Also muss den Job jemand machen. In diesem Fall hier das Zentrum für Politische Schönheit.«
»Die Gruppe hat Medien, Rechte und Sicherheitsbehörden gehörig an der Nase herumgeführt. Sie hat eine wichtige Debatte über den Rechtsextremismus in Deutschland angestoßen und aufgezeigt, dass dieser von Behörden und Medien viel zu sehr ignoriert wird.«
»Man kann an ›Soko Chemnitz‹ studieren, wie das ZPS arbeitet, wie es die Gruppe schafft, jede neue Aktion plötzlich und mit Hochgeschwindigkeit in die deutsche Wirklichkeit krachen zu lassen. (…) Irritierend ist, dass sich Forderung (Menschlichkeit) und Methoden des ZPS diametral gegenüberstehen, nicht nur beim Online-Pranger zu ›Soko Chemnitz‹. Eigentlich müsste man deshalb abwarten und seine Meinung erst zum Ende einer Aktion formulieren. Aber das hält kaum jemand aus. Zu krass scheint das Gebotene.«
»Mal abgesehen davon, dass hier mal wieder vorauseilend den Gewaltandrohungen der Nazis Folge geleistet wird, hätte man sich solch ein schnelles Vorgehen gegen die marodierenden Nazis in der Stadt im Spätsommer auch gewünscht.«
»Brilliant: Künstler übertölpeln Nazis zur freiwilligen Preisgabe ihrer Identität.«
»Denunziation ist, auch wenn es widerwärtige Figuren trifft, eine Art Selbstjustiz am Telefon. Das ist mit demokratischen Werten nicht zu vereinbaren. Die Bundesrepublik bekämpft ihre Feinde grundsätzlich nicht mit zweifelhaften Methoden.«
»Noch immer geht es ums Ausspionieren und Anschwärzen. Was mit den Daten passiert, die ihnen zugespielt wurden, bleibt wie bei allen Datenkraken unklar. Hier hat sich die Kunst auf das Niveau derer herabgelassen, die sie vorführen will, auch wenn sie sich jetzt damit rühmt, zu clever für Rechtsextreme zu sein.
Die Rhetorik der Hetze, die dem Projekt anhaftet, wird nachklingen und nicht auszuradieren sein. Nirgends politische Schönheit, nur Hass gegen Hass und das Publikum ohne Deutungsspielraum, instrumentalisiert als Mob. Ob Kunst das durfte, ist gar nicht die Frage, das wird juristisch geklärt werden. Aber auf diese Art übt sie Gewalt aus, wo sie Gewalt anprangern will. Und sie macht keine Angebote zum Selberdenken, sie erlaubt nur willige Komplizen beim Denunzieren.«
»Aus jeder Zeile tropft die moralische und intellektuelle Überlegenheit des Kollektivs, und wie jede Aktion des Zentrums für Politische Schönheit ist auch die ›SOKO Chemnitz‹ in erster Linie als Medienspektakel angelegt.«
»Bei der Aktion des ›Zentrums für Politische Schönheit‹ handelt es sich um eine Anmaßung. Auf die Frage nach dem Umgang mit als rechtsextrem verdächtigen Straftätern hat das ZPS eine selbstermächtigende Antwort gefunden. (…) Gegen den vermeintlich untätigen Rechtsstaat bieten die Polit-aktivisten emsige Recherche auf. Die Pranger-Aktion kokettiert mit einer Propaganda der Tat, die unbedingt die Ketten symbolischer Beschränkungen abstreifen will. Soko-chemnitz.de kann nicht zuletzt auch ein Indiz für das gesellschaftlich stets wirksame Gift der Verleumdung sein.«
»Es kann aber auch nicht angehen, dass sich selbsternannte Gesinnungswächter, seien es Künstler, Politiker, Avantgardisten oder Intellektuelle, dazu aufschwingen, öffentlich über Menschen zu richten.
Wenn sich Teile der Bevölkerung als Hüter über Recht und Ordnung und damit über den Staat aufschwingen, sind der Willkür Tür und Tor geöffnet. Dann kann es schnell zu Ende gehen mit der grundgesetzlich grantierten Würde des Einzelnen und seinem Schutz. Daher ist die Aktion nicht zu befürworten.«
»Die Künstler von heute lernen von Stalin. Unterdrückung, Überwachung, Verleumdung, das sind die Stilmittel der neuen Kreativität. Wer heute hip und erfolgreich sein will, macht es wie der Despot: Er drangsaliert ein ausgesuchtes Opfer so lange, bis genügend Gaffer und Mitwisser versammelt sind und die Stimmung reif ist für einen Schauprozess. Das ist dann der Höhepunkt der künstlerischen Leistung: die öffentlich vermarktete, medial befeuerte Bloßstellung.«
»Ist das der Aufstand der Anständigen gegen den rechten Mob oder ein Schritt Richtung 1933? Darf man Nazis mit Nazi-Methoden bekämpfen? Auf jeden Fall ist es eine der provokativsten Kunstaktionen des Jahres.«
»Die Leute vom Zentrum für politische Schönheit mögen für die richtige Sache streiten. Trotzdem liegen sie mit ihrer Aktion komplett falsch.
Pranger bleibt Pranger, Denunziation bleibt Denunziation. Deshalb gehört das Projekt sofort gestoppt.«
»Nein, man kann den Staat für Untätigkeit oder mangelndes Durchsetzungsvermögen zwar kritisieren. Man kann sich aber nicht selbst an die Stelle des Staates setzen. Denunziationen sind nicht Aufgabe der Bürgergesellschaft.
Es war sicher eine Aktion, die linke Intellektuelle erfreut hat. Aber es blieb eine Selbstbestätigung des eigenen Lagers. Es war kein kommunikativer Brückenschlag. Der würde ja auch voraussetzen, dass man sich mit Argumenten in die Debatte einmischt. In diesem Fall war es eine Aktion, die provoziert, die verstanden oder missverstanden wird.«
»Dass Ruch eben dieses Ziel, das einst die Stasi verfolgte, um Regimegegner zu eliminieren, zum Gegenstand einer – wie er meint – Kunstaktion gemacht hat, zeigt, dass wir in Zeiten leben, in denen moralische Verkommenheit als Kunst gilt.«
»Das Zentrum klingt jetzt wie eine Gruppe am Übergang zum Extremismus, in dem das Vokabular der Kritik, in diesem Fall der Satire, in ein totalitäres Vokabular der Selbstbehauptung kippt.«
»Kunstfreiheit und Satire sind das eine. Der Aufruf zur Selbstjustiz, die mit einem Anruf erledigt werden kann, ist das andere. Die politischen Aktivisten vom ZPS überschreiten auf erhebliche Art und Weise ihre Kompetenzen.«
»Die Aktion ist verletzend durch ihre Arroganz. Zum einen unterstellt sie den Rechten, sie seien einfach dumm und nach allen Regeln der Kunst reingelegt worden. Zum anderen drückt sich darin die Überlegenheit der Hauptstädter aus, die den ostdeutschen Provinztölpeln einen überbraten und aus gelassener Distanz zusehen, wenn die sich anschließend zerfleischen.«
»Auch die Kunstfreiheit deckt solch eine ›Prangerwirkung‹ nicht ab. Unter anderem, weil man hier sehr tief in die Persönlichkeitsrechte eingreift. Und zwar tiefer als notwendig. Zudem sind Fahndungsaufrufe Sache des Staates.«
»Eine wichtige Lehre ist die Freiheit der Kunst, damit Politiker nie wieder in die Versuchung kommen zu bestimmen, was sie für zustimmungsfähig definieren, um damit ihre Politik zu illustrieren, während andere Kunstformen unterdrückt oder gar vom Staatsschutz verfolgt werden, wie gerade das Zentrum für Politische Schönheit.«