Deutschland steht vor entscheidenden Umwälzungen. Die künstlerische Befreiung Deutschlands nimmt exakt 64 Jahre nach der militärischen seinen Lauf. Wir haben einen Thesen-Anschlag auf den Deutschen Bundestag verübt: Zehn Thesen wurden ans Hauptportal des Bundestages angeschlagen. Im Anschluss wurde die Warteschlange davor unfreiwillig zu künftigen Heldinnen und Helden Deutschlands vereidigt. Ihre Aufgabe: »Öfter an Schönheit, Glanz und Größe denken als an Partys, Autos und Fussball.« Der postheroische Zustand ist damit hochoffiziell beendet.
Die Amtsübernahme begann um 11.30 Uhr mit anschließender Pressegesangskonferenz. Da keiner der namhaften deutschen Autohersteller bereit war, uns eine Limousine für den Amtsantritt zur Verfügung zu stellen, erschienen wir kurzerhand mit Pferden (Epithymia, Thymos und Logos) an der zukünftigen Wirk- und Arbeitsstätte. Agenda des Zentrums für Politische Schönheit: die Visions- und Konzeptlosigkeit der politischen Parteien aufzeigen, die Mächtigkeit des Menschen gegen seine Ohnmacht stellen und die historisch einmalige Chance der visionären »Lücke« nutzen. D.h. ein Bündnis der Künste schmieden, das den Politikern hilft, die höchste Form aller Künste ins Werk zu setzen: gute und schöne Politik.
Erster Schreck: das Hauptportal des Bundestages besteht aus Glas und Stahl. Mit dem mitgebrachten Hammer und Nägeln ist wenig auszurichten. Ein moderner Reformator kann seine Thesen am Bundestag gar nicht mehr anschlagen.
»Aktivisten besetzten heute morgen 45 Minuten die Reichstagstreppe!«
»Ein Anschlag auf den Bundestag - mit Thesen!«
»Sie sagten, sie kämpften gegen die Vertreibung der Schönheit im Land.«
»Helden sind der Kitt allen sozialen Lebens. Wir wollen ab sofort ein Experiment wagen. Wir möchten Ihnen zu diesem Zweck die Gründung einer Handlungsplattform bekanntgeben, um Deutschland zum Zentrum für Politische Schönheit zu machen.
Eine Art Denk-, Gefühls- und Handlungsfabrik für Menschen, die sich nach mehr sehnen, als nach einem Auto, Haus oder bezahlten Urlaub. Für die, die sich sehnen nach Schönheit, Größe und Vollkommenheit.«
Interview mit Bill van Bergen über die Lücke zwischen Kunst und Politik, Joseph Beuys und das Ende der Geschichte.