Im Sommer 1942 schreiben Hans und Sophie Scholl Geschichte. Als Mitglieder der Weißen Rose verfassen sie vier von sechs kühnen Flugblättern und bringen sie in Umlauf. Mit ihrem Mut dringen sie ins kollektive Gedächtnis ein und wirken bis heute fort. Wie würden sie das Schweigen unserer Gegenwart durchbrechen, die sich immer noch vor Diktatoren wegduckt? Wie würden sie heute versuchen, die Welt von der Tyrannei zu befreien?
Mutige Jugendliche gesucht: Die Bayerische Staatsregierung ruft den Schülerwettbewerb »Scholl 2017 – Von der Vergangenheit lernen« ins Leben. Zum 75. Jubiläum der Weißen Rose sollen die Widerstandstaten der Geschwister Scholl reaktiviert werden. Staatsminister Joachim Herrmann und Ludwig Spaenle suchen junge Menschen, die bereit sind, in eine Diktatur zu reisen, um Flugblätter gegen die Diktatur zu verteilen.
Auf den Spuren der Weißen Rose: Bus-Tour sucht Nachwuchshelden. Ein Bus tourt durch den Freistaat: in der Schüler-Registratur auf Münchens teuerster Einkaufsstraße werden junge Menschen gesucht, die sich als neue Geschwister Scholl registrieren und Flugblätter in einer Diktatur verteilen.
Maximilianstraße und die Münchner Maximilian-Universität
Im Inneren der Schülerregistratur und Infoständen an der Kaufingerstraße
Auflauf vor den Münchner Kammerspielen und Infotische im Lichthof der LMU
»Ich finde das katastrophal. Das ist kein verantwortungsvoller Umgang mit Jugendlichen!«
»Flugblätter verunsichern Diktaturen und sind heute noch notwendig. So verstehe ich diese Aktion!«
»Eine riesige und abscheuliche Ablenkung von der eigenen politischen Problematik. Die schicken unsere Kinder in sogenannte ›Diktaturen‹, um Flugblätter gegen die dortigen Regierungen zu verteilen.«
»Leider keine Fake-News, sondern ein mit Steuermitteln finanzierter Skandal. Ich erwarte, dass sich die Geldgeber ihrer Verantwortung stellen, aufklären und die notwendigen Konsequenzen ziehen.«
Der Schuldirektor des Sophie-Scholl-Gymnasiums in München bekommt ein mulmiges Gefühl und erteilt der originalgetreuen Wiederaufführung der Geschwister Scholl ein Hausverbot. Er will auf seinem Schulhof keine neue Sophie Scholl finden.
Kandidat Matthias will ein Zeichen der Solidarität für die noch (!) lebenden kritischen Journalisten Russlands setzen.
»Oppositionelle werden bestialisch hingerichtet. Es gibt keinerlei Menschenrechte.« – Kandidat Jonas wagt den Kampf gegen das Regime in Pjöngjang.
Kandidatin Veronika setzt sich gegen das Regime in Saudi-Arabien ein. Die Empörung über das Unrecht bleibe von deutscher Seite aus.
Der Wettbewerb sorgt für Wirbel in Bayern. Denn das Gedenken aktiviert: die Polizei ist im Dauereinsatz, Demonstrationszüge für den aggressiven Humanismus laufen auf Hochtouren, Pressevertreterinnen beschimpfen das Zentrum für Politische Schönheit aufs Übelste, Infomaterial wird beschlagnahmt. Das Sophie-Scholl-Gymnasium erteilt Hausverbot, Rentner ketten sich mit Rollatoren vor der Staatskanzlei an. In den ehrwürdigen Münchner Kammerspielen finden Veranstaltungen gegen Angst und Appeasement-Politik statt, die Stiftungsleiterin der Weißen Rose ist begeistert.
Die einzige weltweit nur von Björn Höcke anerkannte Terrororganisation. Wir machen für Sie Stress und radikalen Humanismus. Als Kompliz:in leisten Sie einen unschätzbaren Beitrag zur Erregung öffentlicher Unruhe. Sie erhalten nirgends so viel Aufruhr und Dissens für jeden gespendeten Euro wie bei uns.
Eskalation in Istanbul: Die Polizei sucht deutsche Staatsbürger, der im Zentrum von Istanbul auf Flugblättern zum Sturz gegen Erdogan aufgerufen haben. Laut Turkish Press und der unabhängigen Nachrichtenagentur DHA sind in einem Hotelzimmer am Gezi Park elektronische Einrichtungen beschlagnahmt worden, die per Fernbedienung über 1.500 Flugblätter gegen das Regime gedruckt und verbreitet haben.
»Das muss man erst mal schaffen – Hunderte regimekritischer Flugblätter mitten in Istanbul, genauer gesagt am Gezipark, dem seit den Protesten 2013 politisch aufgeladensten Ort der Türkei, zu verteilen, ohne sich erwischen zu lassen.«
»Ich glaube, dass die deutsche Diplomatie die Hände über den Kopf zusammenschlägt. Aber das ist wiederum nicht das Problem des Zentrums für Politische Schönheit.«
Drucken für die Freiheit: Was brauche ich, um einen Drucker Flugblätter verteilen zu lassen? Die Zutaten für den perfekten Druckspaß. Wenn Du demnächst in einer Diktatur Urlaub machst, vergiss nicht, einen Drucker dort zu vergessen!
Informationen ausdrucken, sichern und verwalten. Andere Drucker gehen auch, aber wir empfehlen diesen einfarbigen Laserdrucker, der eure Flugblätter mit einer Druckgeschwindigkeit von 42 Seiten/Minute in der Diktatur eurer Wahl verteilt.
Für längeren Druckspaß sind drei Papierkassetten unabdingbar. 550 Blätter pro Kassette garantieren über 1000 Flugblätter in deiner Diktatur.
Der Text deines Flugblatts steht? Dann fülle den Drucker mit genügend Papier, um deinem Flugblatt die nötige Reichweite zu ermöglichen.
Je weiter weg du bist, desto sicherer können deine Flugblätter verteilt werden. Der WLAN Router ermöglicht die Fernsteuerung deines Druckers.
Teil 2 der Fernsteuerung: Ein Google Cloud Print Account. Ohne großen Aufwand einfach mal ganz bequem einen Druckauftrag vom Sofa starten.
Ergebnisse des Churchill-Testlabors bestätigen: exakt sieben Grundgesetze braucht es, um den Drucker in die stabile Seitenlage zu bringen.
Ihr braucht ein Hotel in zentraler Lage. Denn auch in Diktaturen zählt: Lage, Lage, Lage! In unserem Fall war es ein Hotel am Gezi Park.
In den meisten autokratischen Ländern wollen die Hotels beim Check-In eine Kopie von eurem Ausweis machen. In diesem Fall wurde euch der Ausweis geklaut, aber »Papa« faxt euch gerne sofort einen Ausweis.
Süddeutsche Drucker spuckt Flugblätter auf Istanbuls Starßen
Welt Die Aktivisten haben einen wunden Punkt getroffen
Spiegel Ethik und Ekel
Deutschlandfunk Kultur Aktionskunst im Raum der Politik
Deutschlandfunk Kultur Gewinne eine Reise in eine Diktatur
Süddeutsche Unruhe bewahren
Neues Deutschland Auf zum fröhlichen Diktatorenjagen
Monopol Die Gezi-Aktion des »Zentrums für Politische Schönheit« (mp3)
FAZ Riskiert euer Leben unter der Aufsicht des Eskalationsbeauftragten!
der Standard Istanbul: Berliner Kollektiv lässt Flugblätter gegen Erdoğan fliegen
Hamburger Morgenpost Deutsche Aktivisten starten spektakuläre Aktion in Istanbul
20 Minuten »Wir stehen bereits auf Todeslisten«
Monopol Große Resonanz auf »Schülerwettbewerb« gegen Diktaturen
Fremdsprachig:
CNN Turkey angered by German protest artwork ahead of G20 summit
Newsweek ERDOGAN PROTEST: HIDDEN HOTEL PRINTER FLOODS ISTANBUL
Deutsche Welle G20: Artist activists provoke with »Kill Erdogan« banners
Newsweek STREET WITH LEAFLETS CALLING FOR »DEATH TO THE DICTATOR!«
Intelligencerpost Erdogan Lashes Out at Germany Once Again, This Time over Rally Ban during G-20 Summit
Hürriyet daily news Turkey sends diplomatic note to German Foreign Ministry over artist’s »provocative act«
rte haber Alman kuruluşundan ikinci Gezi provokasyonu
»Es fing als lokale Farce an und endete fürs Erste mit einem Coup in der Türkei.«
»Ich glaube, dass die deutsche Diplomatie die Hände über den Kopf zusammenschlägt. Aber das ist wiederum nicht Philipp Ruchs Problem.«
»Langsam hört der Spaß auf.«
»Bis zur letzten Eskalationsstufe durchkomponiert.«
»Dies ist ein unzulässiger Regime Change Versuch.«
»Die Medien rümpften die Nase über das Spektakel.«
»Ist Schönheit lediglich das Spektakel des moralischen Geisteslebens? Aber da endet der Gedanke ja nicht, sondern bei der Frage: Brauchen wir sie trotzdem?«
»Das Zentrum, für politische Schönheit wollte in München mit Scholl 2017 über den Widerstand in der Gegenwart reflektieren und erntete aggressiven Spott. Warum hat das Feuilleton so ein Problem mit Moral?«
»Was soll das alles überhaupt? Da sage ich: Schreitet durchs Internetportal, erkundigt euch. Ob es vernünftig ist, weiß ich nicht. Aber was ist schon vernünftig? Der Mensch jedenfalls nicht, wie Oscar Wilde wusste.«
»Krach um Kunst-Aktion«
»Am Ende siegt das Misstrauen.«
»Unruhestifter aus Überzeugung.«
»Streiten also kann man ja und soll man ja, gern über die Aktionen des ZPS. Aber konstruktiv sollte dieser Streit eben sein, man sollte wenigstens den Versuch machen, die Kunst – und die Ambilvalenz- zu nutzen, um die eigene Gegenwart sichtbar zu machen.«
»Und die Skandale sind ja real. Aber in diesen Zeiten des Merkeltums, also des Phlegmas, der scheinbaren Einigkeit und des gedankenleeren Konsens, haben sich viele wieder angewöhnt, diese Skandale wegzuschieben, und denen, die sich nicht damit abfinden wollen, das scheinbar schlimmste Schimpfwort dieser Tage an den Kopf zu werfen: Moral.«
»Eine wichtige Lehre ist die Freiheit der Kunst, damit Politiker nie wieder in die Versuchung kommen zu bestimmen, was sie für zustimmungsfähig definieren, um damit ihre Politik zu illustrieren, während andere Kunstformen unterdrückt oder gar vom Staatsschutz verfolgt werden, wie gerade das Zentrum für Politische Schönheit.«
»Mir wäre fast der Gin-Tonic aus der Hand gefallen als ich - ohne jegliche Satire (oder bin ich schon total betrunken?) - ›Zentrum für Politische Schönheit‹ und ›CSU‹ in einer Kooperation erblicken musste? ist das Euer Ernst? Horst Seehofer, der Donald Deutschlands, lässt sich auf einen Ablasshandel mit euch ein? Wie darf ich das verstehen? Das ›Partner‹ im Post lässt mich erschaudern!«
»Eine der dämlichsten Aktionen, von Leuten die keinen Deut von der politischen Lage in der Türkei verstehen. Mit dieser Aktion bedient ihr genau die Kanäle der türkischen Kräfte, die für einen immer autoritäreren und nationalistischeren Weg stehen.«
»Auf den ersten Blick eine tolle Aktion. Auf den zweiten sehr kritisch zu beurteilen: Hier werden Jugendliche und junge Erwachsene dazu aufgerufen ihr Leben, ihre Gesundheit und ihre Freiheit für eine Aktion mit zweifelhaftem nutzen aufs Spiel zu setzen. Protest gegen Diktatur unter Einsatz des eigenen Lebens ist aller Ehrenwert, allerdings halte ich es für bedenklich Jugendliche, die die Tragweite und Folgen einer solchen Aktion oft noch nicht ganz überblicken und abschätzen durch die Auslobung von Preisen dazu anzustiften.«
»Großartig. Und ich glaube, dass die Schüler das schon sehr gut einschätzen können.«
»Wie erwartet, legitimieren die verschiedensten Reaktionen in DE und Türkei eure gewagte Aktion. Und zwar zu 100%.«
»Wie wäre es mit einem Brotbackautomaten im Sudan. Der müsste dann auch nicht fern bedienbar sein. Hier ist alles nur geheuchelte ›Schönheit‹.«
»Danke! Eine großartige Sache, gibt mir ein Stück Glauben an die Menschlichkeit zurück!«
»[...] Seid ihr wenigstens - vollkommen zu Recht - festgenommen worden?«
»Ich muss gestehen, dass ich nicht jede Aktion befürworte, aber ich bin froh, dass eure Existenz in diesem Land möglich ist.«
»Liebe Leute, bitte lest mal: die Diktatur, nicht: den Diktator! Ist eben politische Kunst, vom feinsten und nicht plump, sondern benötigt Nachdenken und fördert hoffentlich (!) Nachdenken. Also, Herr Erdogan, jetzt überlegen Sie doch bitte nochmal, wie das mit der Diktatur und der Gewalt ist, hier bei der Kunstaktion und bei Ihnen in Ihrem Land mit Ihrer Regierung. Und töten Sie Ihre Diktatur! Dann bekommen Sie sicher auch den schicken Benz....«
»Super! Ich finde es klasse, dass die bayerische Polizei so tatkräftig an dieser Kunstaktion teilnimmt; eigentlich wollen die vor den Augen der Schüler nur direkt veranschaulichen, was in Diktaturen wie z.B. der Türkei gang und gäbe ist. Toll!«
»Ihr seid Zionisten die von den Verbrecherstaat Israel ablenken wollen. Erdogan ist ein Befreier und hat eine Milliarde Anhänger.«
Wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung!
Ich möchte Kompliz:in werden und mich zur politischen Schönheit bekennen.
Die Welt verkommt in Gleichgültigkeit. Dagegen gilt es, sich zu verschwören.
Das Zentrum für Politische Schönheit ist das ›Sturmgeschütz des Humanismus‹ und tritt an gegen Amnesty International und Pro Asyl, weil wir den Kampf um Menschenrechte radikaler führen wollen. Wir glauben, dass dieser
Kampf nicht mit Hashtags, Lichterketten und Online-Petitionen, sondern mit Fiktion und Fantasie gewonnen wird. Intelligente Aktionen, die zeigen, dass Moral der entscheidende politische Faktor ist.