Das Ziel: Das größte Waffengeschäft in der jüngeren deutschen Geschichte verhindern. Der Weg: Wir loben 25.000 Euro Belohnung aus, um einen der Eigentümer des Panzerkonzerns Krauss-Maffei Wegmann (KMW) ins Gefängnis zu bringen. Großplakate in ganz Deutschland versprechen Geld für Hinweise auf Delikte wie Steuerhinterziehung, Geldwäsche oder Kapitalanlagebetrug.
Beabsichtigter Nebeneffekt: die verschwiegenen Waffenhändler werden über Nacht aus ihrem Schattendasein geholt und gelangen unfreiwillig zu bundesweiter Berühmtheit. Die etablierten Medien können mit Hilfe der Aktion die zentralen Profiteure des Milliardendeals der Bundesregierung mit Saudi-Arabien benennen. Es geht immerhin um den Export von 270 Leopard II-Panzern in eine zweifelhafte Diktatur.
In drei Monaten erscheinen über 2.500 Artikel, die die Kraft dieser neuen Form von »sozialer Würgeplastik« entfalten. Selbst engste Vertraute, Arbeitgeber und Weggefährten wenden sich von den Besitzern ab. Und der Waffendeal mit Saudi-Arabien scheitert.
Den Eigentümern drohen für ihre Waffenlieferungen an ein Schreckensregime eigentlich keinerlei rechtliche Konsequenzen. Aber: Gemeinsam bringen wir sie dennoch in den Knast! Plakate, Fahndungsposter, Flyer, Postkarten versprechen den Tippgebern 25.000 Euro Belohnung, wenn es gelingt, einen der Eigentümer des Panzerkonzerns Krauss-Maffei Wegmann zu verurteilen. Sogar Graffitis der Konterfeis der Waffenhändler tauchen in deutschen Großstädten auf – Street-Art für Gerechtigkeit.
Visuelle Schändung von 38 deutschen Waffenhändlern: Statt sich auf die Waffenfirma einzuschiessen, treiben die Helferinnen der Gerechtigkeit die Eigentümer vor sich her.
Die Zentrums-Erinye Tisiphone schleppt Wasser herbei, um die Waffenhändler im Bildnis zu ertränken (executio in effigie).
Beate Braunbehrens, wo bist Du?
Waldorfschüler, Künstler, Fotografen, Lehrer, Psychologen. Ein Mozart-Biograph und Mitglied der Humanistischen Union, zwei Anführer der 68er Studentenproteste. Krauss-Maffei Wegmann ist im Privatbesitz von nur zwei Familien mit überraschenden Einzelbiographien.
Jeder Waffenhändler wird mit einer umfangreichen Akte gewürdigt – erschreckende Dokumente einer reinen Lehre der moralischen Schizophrenie.
Bei den beiden Familien, von Braunbehrens und den Bodes, findet sich der willkürlich anmutende Versuch, die eigene Vita präventiv mit gutmenschlichen und schöngeistigen Tätigkeiten aufzufüllen, um den eigenen Machenschaften innerhalb des Panzer-Clans einen moralischen Ausgleich entgegenzustellen.
Ein Waffenhändler bricht das branchenübliche Schweigen und gibt im ZDF ein Interview (gegen uns). Darin enthüllt er auch die Linie der Eigentümer zum anrüchigen Panzerdeal: »Einige finden das nicht richtig.« Drei Tage später fliegt er wegen seiner Äußerungen aus dem Aufsichts- und Gesellschafterrat der Waffenfirma.
Etwas unglücklich setzt von Braunbehrens sich auf seiner Homepage gegen das Zentrum für Politische Schönheit »zur Wehr«. Die Aktion sei keine Aktionskunst, da Schlingensief im Raum des Symbolischen verblieben (wir erinnern uns: »Tötet Möllemann!«), während das Zentrum auf die Realität übergehe. Inzwischen hat er seine Anteile allerdings doch lieber verkauft.
Bis zur Aktion interessierten sich die KMW-Eigner nur mäßig für die Geschäftspolitik des Unternehmens. Die »Fotografin« erhält einen Brief von ihrer langjährigen Kuratorin: »Ich appelliere an Deine Menschlichkeit und fordere Dich hiermit auf: Bringe Dich aktiv in die Firmenpolitik der KMW ein.«
Der mit 11,25 % größte KMW-Anteilseigner leitet juristische Schritte gegen die Suche nach seinen Strafvergehen ein, weil er sich »in seinem Erscheinungsbild in der Öffentlichkeit [...] verfolgt« und »erniedrigt« (ein schwerreicher Waffenhändler wohlgemerkt) fühlt. Dabei geht es gerade darum, das falsche Selbstbild zu korrigieren und sich als das zu begreifen, was man ist. Die Anwälte der schwerreichen Waffenhändler erwirken eine Unterlassungserklärung gegen die Fahndung.
Die einzige weltweit nur von Björn Höcke anerkannte Terrororganisation. Wir machen für Sie Stress und radikalen Humanismus. Als Kompliz:in leisten Sie einen unschätzbaren Beitrag zur Erregung öffentlicher Unruhe. Sie erhalten nirgends so viel Aufruhr und Dissens für jeden gespendeten Euro wie bei uns.
Vielleicht der radikalste Teil der Aktion: ganz normale Bürgerinnen und Bürger »erklären« den Besitzern des Waffenkonzerns Krauss-Maffei Wegmann den Krieg.
»Lieber die paar Menschen an den Pranger, als ein ganzes Volk vor die Panzer.«
»Ich kann gar nicht sagen, wie gut ich diese Aktion finde – die Worte müssten erst erfunden werden.«
»Seit Wikileaks‘ Anfangserfolgen hat mich keine demokratie-korrigierende Aktion im Internet mehr so fasziniert!«
»Das Zentrum für Politische Schönheit ist der Beweis, dass Kunst nicht zwangsläufig immer reiner Selbstzweck oder das Produzieren von Dekorationsartikeln der Büros Vorstandsvorsitzender multinationaler Konzerne sein muss.«
»Die Kreativität der Aktion ist einzigartig; die Auswirkung und mediale Reichweite enorm. Dass sich unter den Gewinnern dieser Deals auch Künstler befinden, will ich kaum wahrhaben.«
»Ich glaube, dass noch keine Aktion mich jemals so bewegt oder beeindruckt hat. Nicht nur, dass sie klug ausgedacht und augenscheinlich auch durchgeführt ist!«
»Den Kern der Verantwortung getroffen! Die Konzerneigentümer kümmern sich nicht um das Tagesgeschäft ihrer Beteiligungen und sind der Meinung, dass sie hierfür auch nicht die Verantwortung tragen. Sie sind der Meinung: es ist das wirtschaftliche System, dass die Manager ihrer Aktiengesellschaft zwingt im Sinne der Kapitalvermehrung zu agieren und wenn nicht wir dies tun, tun es die anderen, also haben wir keine Schuld, denn es würde ja sowieso passieren. Diese Logik wird von Euch demaskiert.«
»Ihr habt die geilste Scheisse losgetreten, die es seit Erfindung der Social Media gibt!«
»Gratulation zu dieser imposanten Idee demokratischen Widerstands!«
Panzer für die Unterdrückung. Der High-Tech-Panzer Leopard II A7+ ist nicht irgendein Kriegsgerät. Er wurde speziell für den Einsatz in Städten entwickelt, wie unser Aufklärungsvideo verdeutlicht. Die Liste an »Features« klingt wie Musik in den Ohren von Diktatoren, die Aufstände niederschlagen wollen.
Der Sündenfall: das totalitäre Saudi-Arabien marschiert im Nachbarinselstaat Bahrain ein, um den demokratischen Aufstand mit aller Brutalität niederzuschlagen. Wenige Wochen später will KMW den High-Tech-Panzer Leopard II A7+ an die Saudis liefern. Im Demokratie-Rating des Economist landete Saudi-Arabien auf Platz 161 von 167 Ländern.
Burkhart von Braunbehrens gegenüber der ZEIT: »Der Zeitpunkt für die Anfrage nach deutschen Panzern für Saudi-Arabien während des Arabischen Frühlings war natürlich schlecht.«
»The executives of the weapons makers should not be able to sleep at night!« – Der renommierte Experte für den globalen Waffenhandel Andrew Feinstein schwärmt im ZDF über die Aktion, die die Eigentümerverhältnisse von KMW endlich offenlegt.
1. Stufe
DIE ZEIT Identifiziert und attackiert
Die Krone (Österreich) Webgemeinde jagt Panzerfamilie per Kopfgeld
ZDF aspekte Waffenhändler und Künstler
Süddeutsche Zeitung Rüstungsfirma am digitalen Pranger
Handelsblatt Aktivisten setzen Kopfgeld auf »Panzerfamilie« aus
taz »Dafür müssen sie in Haft!«
Telepolis Appell an die moralische Verantwortung der Eigentümer
Die Welt Großflächenplakat gegen Rüstungsunternehmen entrollt
Metronaut Panzerfamilien im Rampenlicht
Greenpeace Magazin Kopfgeld auf deutsche Panzerhersteller ausgesetzt
Netzpolitik 25.000 Euro Kopfgeld auf Waffenhändler ausgelobt
Deutschlandfunk Kunst als Waffe
hr2 Prangerkunst
Bayern 3 Mit Kopfgeld gegen Panzerdeals?
Deutschlandradio Künstlerkollektiv setzt »Kopfgeld« aus
W&V Krasse Kampagne gegen Waffenhändler
Hessischer Rundfunk Industriellenfamilie am Pranger
SWR2 Kunst als Waffe
WDR Was darf Kunst?
WDR 5 Familienkrach bei KMW
Themen der Zeit Anthroposophen beim Panzerdeal aktiv?
Neues Deutschland Die Panzer-Fahndung
wissenrockt Kopfgeld auf Panzerprofiteure
2. Stufe
Bayern 2 Aggressiver Humanismus gegen Panzer
Financial Times Deutschland Der Kriegserklärer
Süddeutsche Zeitung Stur wie ein Panzer
ZDF.kultur Kunst gegen Unrecht
Telepolis Pranger gegen Panzerfamilie?
ARD Monitor Panzer nach Saudi-Arabien?
Stern Darf man Panzer an die Saudis liefern?
Focus Die Macher des Leopard 2 (7 Seiten mit einem Bestof unserer Informanten)
WirtschaftsWoche Rüstungsriese manövriert sich ins Abseits
Handelsblatt Miteigentümer haben Bedenken
Rheinpfalz Der Alt-Linke und die Waffenfirma
tagesschau Miteigentümer nennt »Leopard 2«-Export Wahnsinn
Der Westen Rüstungsunternehmer begehrt auf
Berliner Zeitung Der kritische Waffenhändler (auch FR)
Focus Merkel wird Panzerdeal stoppen
dpa Bundesregierung lehnt jede Auskunft ab
Freitag Ein Manöver in eigener Sache
Die Welt Künstler bremst die deutsche Panzeroffensive
Spiegel Online Gesellschafter lehnt Geschäft ab
3. Stufe
taz Panzerproduzent sieht Ansehen bedroht
Badische Zeitung Künstlerinitiative beleuchtet Besitzverhältnisse bei KMW
Tagesspiegel Die Panzerfamilie Braunbehrens
Märkische Allgemeine Soziale Würgeplastik
Neues Deutschland Waffenhändler verstecken sich hinter bürgerlicher Fassade
Kulturzeit (3sat) Klage gegen Kunstprojekt
dpa Künstler setzen Kopfgeld auf Konzern-Inhaber aus (u.a.: Die Welt, Berliner Morgenpost, ND...)
ORF Berliner Aktivisten gegen Waffenhersteller
WDR 5 Alt-68er und Ex- Rüstungskonzerneigentümer
PRmagazin Panzerproduzenten wehren sich
Süddeutsche Zeitung Panzerhersteller geht gegen »Kopfgeld« vor
Junge Welt Die Eigentümer laufen immer noch frei herum
Freitag Mit Streisand gegen die Rüstungsindustrie
Netzpolitik.org Eigentümerin will Youtube-Video verbieten
Metronaut Panzerproduzentin will Protestvideo aus dem Netz haben
Englisch / International
The Local Activists offer cash for info on tank makers
Global Voices Wanted Posters against the Delivery of Tanks
The Art Newspaper Documenta ignores Kassel's bloody history
Express (Frankreich) Scandale!
Kristeligt Dagblad (Dänemark) Kontroversiel
Lenta (Russland) Artikel
RTL4 (Holland) Proteste gegen Waffenindustrie
Der Standaard (Belgien) Wapenhandelaar
De Wereld Morgen (Belgien) 25.000 euro
Tyden (Tschechien) 800 tanku Leopard
Haber Turk (Türkei) Bu tanklar
Saudi-Arabien Artikel
DRINGEND GESUCHT: TERRORISTEN
Ich möchte Kompliz:in werden und mich zur politischen Schönheit bekennen.
Die Welt verkommt in Gleichgültigkeit. Dagegen gilt es, sich zu verschwören.
Das Zentrum für Politische Schönheit ist das ›Sturmgeschütz des Humanismus‹ und tritt an gegen Amnesty International und Pro Asyl, weil wir den Kampf um Menschenrechte radikaler führen wollen. Wir glauben, dass dieser
Kampf nicht mit Hashtags, Lichterketten und Online-Petitionen, sondern mit Fiktion und Fantasie gewonnen wird. Intelligente Aktionen, die zeigen, dass Moral der entscheidende politische Faktor ist.